PRAXISBEISPIEL SEASHELL-ANWENDUNG

 

EIN PRAXISBEISPIEL DER SEASHELL-ANWENDUNG

 

 

 

Wichtig bei der Seashell-Anwendung:

 

 

 

  1. Ermutigung zur freien Assoziation (Der Schützling sollte spontane Gedanken aussprechen)

  2. Annehmen des Gesagten – eigene Meinung zurücknehmen

  3. Wertschätzend sein, das Gesagte mit Liebe beleuchten

  4. Respektieren, dass der Schützling an einem aussichtslosen Punkt steht und deshalb jeder noch so geringe Lösungsansatz für ihn eine enorme Leistung darstellt – diese Leistung sollte vom Anwender innerlich anerkannt werden.

  5. Vermitteln, dass in dem Gesagten Potenzial zu erkennen ist, das man erweitern kann. Nach dem Motto: „Wo das ist, ist noch mehr!!! – Zeig mir, was in dir steckt! – Geh aus dir heraus!!!“ – Diese innere Haltung jedoch mit Bedacht einsetzen. Überforderungen vermeiden

  6. Eher fragend und neugierig auf den Schützling zugehen. „Immer eher ein Fragezeichen in der Hosentasche tragen, als ein Rufzeichen J

     

     

    Ich erlaube mir nun, einen möglichen Dialog als Gedankenanregung vorzustellen:

     

     

    Seashell-Anwender: „Hallo Schützling. Wie geht es dir heute?“

     

    Schützling: „Ich weiß nicht so recht.“

     

    Seashell-Anwender: „Ich hab Zeit für dich. Du kannst mir in Ruhe sagen, was momentan in dir vorgeht. Fang einfach mit irgendetwas an. Was befasst dich momentan? Welches Gefühl ist Thema?“

     

    Schützling: „Ich komm einfach nicht in die Gänge. Ich lieg nur herum. Es interessiert mich gar nichts mehr.“

     

    Seashell-Anwender: „Ja, aber das darf doch auch mal sein, oder? Du hast in deinem Leben doch schon so viel geleistet! Hast du dafür eigentlich schon mal wirklich Anerkennung bekommen? Wichtig wäre, dass du dir selbst diese Achtung entgegenbringst. Was hast du eigentlich schon an Erfolgen erlebt?“

     

    Schützling: „Da fällt mir gar nichts ein“

     

    Seashell-Anwender: „Erfolge sind auch Kleinigkeiten, wie das Zähne Putzen oder die Körperpflege. Sag einfach irgendetwas in der Richtung, das dir momentan in den Sinn kommt. Egal, ob es dir dumm oder klug erscheint, was du sagst. Ich werde es annehmen. Immerhin gehört es zu dir und du bist wichtig.“

     

    Schützling (denkt lange nach…):  „Ich hab heute meine Tochter angerufen. Sie kommt in ein Internat….“

     

    Seashell-Anwender. „Du hast sie angerufen? Das ist stark! Musstest du dich sehr überwinden?“

     

    Schützling. „Nein, es war mir wichtig“

     

    Seashell-Anwender. „Es war dir wichtig?“

     

    Schützling: „Ja.“

     

    Seshell-Anwender: „Wie stehst du zu deiner Tochter? Wie geht sie mit deiner Krise um?“

     

    Schützling: „Naja, ich denke, sie leidet schon auch darunter.“

     

    Seashell-Anwender: „Sie leidet darunter? Woran hast du das erkannt?“

     

    Schützling: „Ich denke, dass es so ist“

     

    Seashell-Anwender: „Dann wird das sicherlich auch so sein. Würdest du gerne herausfinden, wie es deiner Tochter wirklich geht? Du solltest dich auf deinen Instinkt und dein Gefühl schon verlassen. Das ist wichtig!“.

     

    Schützling: „Klar würde ich das gerne herausfinden“

     

    Seashell-Anwender: „Wie könntest du an die Sache am Besten herangehen?“

     

    Schützling: „Ich weiß nicht“

     

    Seashell-Anwender (spürt, dass da eine Blockade – eventuell Angst – ist….): „Hält dich irgendetwas davor zurück? Vielleicht ein Gefühl? Ich spüre da eine Blockade. Irre ich mich?“

     

    Schützling (denkt nach…): Was denkst du, dass ich habe?

     

    Seashell-Anwender: „Ich kann es nicht genau sagen. Ist nur ein Gefühl. Ist da was? Sag einfach mal, was da tief in dir drinnen da ist. Einfach frei heraus.“

     

    Schützling: „Ich hab Angst, ihr die Frage zu stellen, wie es ihr wirklich geht.“

     

    Seashell-Anwender: „Was könnte passieren, wenn du sie fragst?“

     

    Schützling: „Ich könnte irgendetwas auslösen, das ihr schadet“

     

    Seashell-Anwender: „Was wäre das zum Beispiel? Sag einfach irgendwas. Egal, ob es richtig oder falsch ist. Darum geht es hier nicht. Mach dir Gedanken. Du weißt selber mehr, als du ahnst. Also, einfach drauf los reden. Wird sicher etwas Sinnvolles dabei herauskommen. Ich hab Zeit.“

     

    Schützling (denkt nach…) „Ich hab Angst davor, dass sie zusammenbricht und ich kann dann nicht bei ihr sein. Deshalb rühre ich lieber nicht an ihrer momentanen inneren Fassung.“

     

    Seashell-Anwender: „Das ergibt echt einen Sinn, was du da sagst. Das ist ein Ernst zu nehmendes Problem. Wenn du möchtest, könnten wir gemeinsam eine Lösung erarbeiten.“

     

    Schützling: „Denkst du schon, dass das Sinn macht? Ich schade ihr doch nur“.

     

    Seashell-Anwender: „Wir können die Lösung vorerst auf dem Papier erarbeiten und wenn sie dir dann nicht gefällt, kannst du den Zettel verbrennen und die Sache vergessen. Wenn die Lösung jedoch gut ist, kann man ja irgendwann schauen, wie sie umzusetzen ist. Aber, das steht jetzt noch nicht fest. Wir gehen da ganz locker und mit Leichtigkeit heran. Es drängt uns ja nicht. Bist dabei? Versuchen wir es?“

     

    Schützling: „Ja. Wir versuchen es.“

     

    Seashell-Anwender (holt einen Zettel): „Wir notieren die Für und Wider. Was ist gut daran, wenn du sie auf ihre Gefühle ansprichst und was könnte daran weniger gut sein. Fangen wir mit dem weniger Guten an.“

     

    Schützling: „Sie könnte zusammenbrechen. Es könnte sie traurig machen. Sie könnte zu weinen beginnen.“

     

    Seashell-Anwender: „Welche Umstände müssten gegeben sein, dass diese Reaktionen für deine Tochter trotzdem hilfreich sind? Ich empfinde es nämlich als sehr angenehm, mich mal so richtig ausweinen zu können. Oder? Siehst du das anders in Bezug auf deine Tochter?“

     

    Schützling: „Naja, es wäre wichtig, dass sie mich besuchen kommen darf. Dann könnte ich sie in die Arme nehmen und sie könnte sich ausweinen. Dazu bräuchte ich mehr Zeit mit ihr“.

     

    Seashell-Anwender: „Was könntest du machen, um mehr Zeit mit ihr zu bekommen? Was könnte man noch machen, um sie aufzufangen? Fällt dir noch was ein?“

  7.  

    Schützling: „Ich sollte mich an meinen Exmann wenden wegen dem Besuchsrecht und es sollte jemand eingeweiht sein, dass ich diese Themen ansprechen werde. Es sollte mein Exmann mit ihr nach meinem Besuch auch noch einmal reden“.

     

    Seashell-Anwender: „Das macht echt Sinn. Denkst du, dass er bereit wäre, dich bei deinem Vorhaben zu unterstützen?“

     

    Schützling: „Ich weiß nicht.“

     

    Seashell-Anwender: „Wie finden wir das heraus?“

     

    Schützling: „Ich werde ihn anrufen“.

     

    Seashell-Anwender: „Magst das gleich machen? Dann kennen wir seine Reaktion und können weiter planen. Oder würdest du anders vorgehen? Brauchst du Zeit, um dich vorzubereiten?“

     

    Schützling: „Ich denke darüber nach“

     

    Seashell-Anwender: „Du darfst mich als deine Assistenz betrachten. Du bist Organisationschef/in. Bis jetzt läuft es gut! Wie siehst du unseren Erfolg?

     

    Schützling: „Naja, es ist wenigstens mal ein Anfang gemacht“.

     

    Seashell-Anwender: „Ich würde dich bitten, die nächsten Schritte auf dem Zettel zu notieren. Ich werde mich gerne nach deinem Plan halten. Ich finde, der ist gut. Du bist heute etwas aufgewacht. Das freut mich. So lerne ich dich kennen. Ich freu mich auf den nächsten Besuch! Ich werde jetzt gehen. Bis dann!!! Lass dich nicht unterkriegen!

 

MIT "BILD-TASTE" NACH OBEN